Wer die Liturgie der Osternacht mitfeiere, brauche mehr Ausdauer als sonst in katholischen Gottesdiensten. Die vielen Lesungen und die außergewöhnlichen Elemente der Liturgie erinnerten daran, das Christinnen und Christen der frühen Kirche diese Nacht lesend, betend und singend durchwachten. Sie wollten keinen Augenblick des alles entscheidenden Übergangs verpassen. „Die Nacht der Unterscheidung endet auch nicht in eindeutiger Gewissheit, nach dem Motto: ‚Jetzt muss es aber jeder klar und deutlich erkennen, zweifellos, der Herr ist auferstanden!‘“, so der Bischof. Das Gegenteil sei der Fall. Die Osternacht lasse den Ausgang offen. Nicht Sicherheit, sondern Verwunderung sei der Impuls nach dem Geschehen dieser besonderen Nacht.
ES LÄSST SICH NICHTS ÜBERSPRINGEN
Die Osternacht, der ganze mühsame Weg Jesu und seiner Jünger sei wichtig. Es brauche sie, um Ostersonntag, den Befreiungsschlag zum Leben annehmen zu können. „Da lässt sich nichts überspringen. Nur so wird diese Nacht wahrhaftig zur Nacht der Unterscheidung und Entscheidung, wie es die Lesungen und Gesänge allesamt anklingen lassen“, erklärte Bätzing. Für ihn sind es starke und kontrastreiche Bilder, die diese Lesungen und Gesänge aufzeichneten. Tod und Leben, Sklaverei und Freiheit, Finsternis und Licht, Nacht und Tag, Meer und Land, männlich und weiblich, Erde und Himmel, Untreue und Treue. Das alles ließe sich klar voneinander abgrenzen. Da werde geschieden und unterschieden, und es geschehe so, wie Gott es von jeher gewollt habe. Er rettet Jesus und mit ihm alle, die ihm vertrauen. „Die Bilder der Nacht zeigen Kontur. So wirken sie und ziehen uns mit hinein in die Bewegung einer rettenden, lebensbejahenden Unterscheidung“, sagte der Bischof.